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Labrador Bensam

Oder wie ich lernte ein "Wildschwein" zu lieben

Wonda ist eine Dame. Alaskan Husky mit Windhundoptik und 0.8.15 - Gehabe: schlank, langbeinig, sandfarben, edel, arrogant. Dreck kommt in ihrem Leben kaum vor, eine Dame macht sich nicht schmutzig. Sogar beim Mäusejagen bleibt sie erstaunlich sauber. Das bisschen Schmutz, das sich unerhörterweise in ihrem Fell hält, ist mit einem Handtuch schnell entfernt, den Rest leckt Madame penibel ab. Meine Erfahrung mit Dreck war minimal. Bis Bensam kam.

Bensam, mein Feriengast, ein reinrassiger Labrador, blond, 40 Kilo mit Quadratschädel, eine echte Wuchtbrumme. Bensam ist Lebensfreude pur. Dieser Hund liebt alle Menschen, in seiner Ahnentafel sollte "Schlabrador" stehen, ein schnell dahingeschlozter Kuss ist immer drin.

Wonda frisst nicht, sie speist. Auch Bensam frisst nicht, er schlingt seinen Futtermatsch grunzend herunter wie ein Eber. Wonda knibbelt Leckerchen aus den Fingern, Bensam inhaliert sie. Grunzend, wie sonst.

Unter Bensams Vorfahren müssen Wasserbüffel und Wildschweine gewesen sein. Er liebt Wasser, in jeder Form. Von oben, von unten oder innerlich. Seit Bensam weiss ich endlich, wozu ich mir damals, als Wonda zu uns kam, wetter - und dreckfeste Kleidung kaufte. Er folgt hervorragend, es sei denn, er wittert Wasser. Dann kann er nicht anders, er muss sich hineinstürzen. Dabei ist es nebensächlich, ob es ein klarer See, ein brackiger Sumpf oder eine trübe Lache ist, Hauptsache nass. Wonda meidet Pfützen wie die Pest, Bensam durchpflügt sie der Länge nach, säuft ein paar Maul voll und schrubbert am Ende noch mal schnell den Hals im Schlamm. Er mutiert in Windeseile vom blonden Rassehund zum braun-schwarz-verkrustetem Urvieh, das sich mit wohligem Grunzen in Ackerfurchen wälzt und dabei unanständig breit grinst.
Bensam ist ein Schmuser, auch in diesem Zustand. Meine Drecktoleranz ist ins Unermessliche gestiegen, zuerst mit Grausen, dann mit Schmunzeln, am Ende mit Vergnügen. Schliesslich gibt es Giesskannen und Bensam hält still, wenn er nach ausgiebigen Matschorgien einen reinigenden Guss im Garten über sich ergehen lassen muss.

Wenn Bensam Bälle apportiert, dann läuft er nicht über die Wiese, er erobert sie. Der Boden bebt, die Grasnarbe bricht beim Bremsen auf, Erde fliegt meterweit.

Bensam läuft immer frei, aber er muss an die Leine, wenn ich mit den Hunden sauber von A nach B möchte. Liegt zwischen A nach B eine Pfütze, habe ich das "Nein! Fuss!" immer auf den Lippen. Wonda stolziert hochnäsig neben mir her, Bensam trottet gottergeben übers Pflaster und schaut sehnsüchtig auf jeden noch nicht verdunsteten Regentropfen.

In zwei Tagen wird er wieder abgeholt. Kein Dreck mehr, kein Schlamm, keine als Labrador getarnte Dampfwalze. Nur eine saubere, edle Wonda. Bensam wird mir fehlen!

(Autor unbekannt)